Sich mit anderen zu vergleichen ist der sichere Weg zum Unglücklichsein

Sich ständig mit anderen zu vergleichen, macht unglücklich. Wir zeigen dir, was dahintersteckt und was du gegen diese ständigen Vergleiche tun kannst.

Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit. (Søren Aabye Kierkegaard)

Bei jedem Start unseres äußerst beliebten Einsteiger-Laufkurses geht es hoch her. Aber nicht nur, weil die Aktiven durch die Bank hoch motiviert sind und damit die kurs-eigene Facebook-Gruppe zum Glühen bringen.

Nein – es geht nach den ersten Läufen stets anderweitig hoch her. Da werden Zeiten verglichen, Tempo interpretiert und gelegentlich sehr deutlich angezweifelt, dass bestimmte Teilnehmer sich überhaupt Anfänger nennen dürfen.

„Es ist demotivierend, wenn in einem Anfänger-Laufkurs jetzt schon welche so weit und so schnell laufen können.“

Worte in der Art las man so mehr als einmal. Echt jetzt? Du bist bereit für einen Laufkurs, meldest dich hoch motiviert, aber natürlich mit einigen Zweifeln an und dann lässt du dich schon demotivieren, ohne dass du womöglich auch nur einen Meter zurückgelegt hast? Ich sehe schon deinen Schweinehund höhnisch lachen. Ganz laut und siegesgewiss. Sich mit anderen vergleichen – das liebt dein Schweinehund!

Selbstwertgefühl und Umgang mit Selbstzweifeln

Du bist also bereit, endlich mit dem Laufen zu beginnen. Aber da ist diese kleine Stimme in deinem Kopf, die flüstert: „Bin ich wirklich gut genug dafür? Kann ich das überhaupt?“ Lass uns ehrlich sein: Selbstzweifel kennen wir alle. Besonders wir, die wir nicht mehr ganz so jung sind, kämpfen manchmal mit ihnen. Aber weißt du was? Das ist völlig okay.

Beim Laufen geht es nicht nur um Bestzeiten oder Distanzen. Es geht um dich, deine Gesundheit, dein Wohlbefinden. Jeder Schritt, den du tust, ist ein Sieg über den inneren Schweinehund, ein Triumph der Selbstfürsorge. Dein Laufstil, dein Tempo, deine Distanz – das alles gehört zu dir und deiner ganz persönlichen Laufgeschichte.

Selbstvertrauen im Sport, das baut man nicht über Nacht auf. Es ist ein Prozess, ein stetiges Vorankommen. Feiere die kleinen Erfolge. Jene Momente, in denen du trotz Müdigkeit deine Laufschuhe schnürst. Die Tage, an denen du trotz Regen oder Kälte draußen bist. Diese kleinen Siege sind es, die zählen.

Und weißt du was? Mit jedem Lauf, den du absolvierst, wächst nicht nur deine Ausdauer, sondern auch dein Selbstvertrauen. Du lernst, deine eigenen Fortschritte zu würdigen, anstatt dich mit anderen zu vergleichen. Denn am Ende des Tages zählt nicht, wie schnell oder weit du im Vergleich zu anderen läufst, sondern dass du für dich und dein Wohlbefinden läufst. So wird aus jedem Lauf ein Schritt hin zu mehr Selbstakzeptanz und einem stärkeren Ich. Lauf für dich, nicht gegen andere. Lauf, um dich selbst zu feiern – jeden Tag aufs Neue.

Negative Glaubenssätze: Das Gegenteil von Selbstliebe

Klingt sicher logisch, doch die Realität schaut oft ganz anders aus. Da kommen eher solche Gedanken auf:

„Ich laufe nur im Dunkeln, da können mich wenigstens die Nachbarn nicht sehen.“

„Ich hab Angst, das mich unterwegs jemand sieht und denken könnte: „Guck mal, wie das dicke Ding sich durch die Gegend walzt!“

Zwei Zitate – die wie ein Damoklesschwert über deine ohnehin sehr zaghaften Sportambitionen schweben. Was steckt dahinter? Weißt du, was der größte Freund deines Schweinehundes ist? Sich mit anderen vergleichen und den Sport nicht als das sehen, was er ist: Zeit für dich!

Hinter den eben erwähnten Zitaten stehen Glaubenssätze, die dich hemmen.

  • Glaubenssatz 1 – „Alle sind besser und schneller als ich!“
  • Glaubenssatz 2 – „Ich werde mich blamieren.“

Ich möchte dir heute einmal ein paar bewährte Strategien gegen die negativen Gefühle an die Hand geben, um diese Dämonen mitsamt ihren Glaubenssätzen ein für alle Mal in die Wüste zu schicken.

Glaubenssatz 1 – „Alle sind besser als ich“

Es ist nicht wichtig, woher du kommst. Alles was zählt ist, wohin du gehst.

Als ich mit Laufen anfing, war das Tempo das geringste Problem. Ich war Anfang 30, kerngesund und hatte nur ein paar wenige Kilos zu viel auf den Rippen. Außerdem war ich bis in den frühen Zwanzigern sehr sportlich aktiv. Zwar nie wirklich gut, aber mit viel Enthusiasmus bei der Sache. Doch dann kam nach dem Studium der erste Job und die Couch rief nach den langen Arbeitstagen. Ich war furchtbar eingerostet, was nicht zuletzt auch am massiven Zigarettenkonsum lag. Ich konnte einigermaßen schnell laufen, aber hielt das nur ein paar wenige Minuten durch.

Ein paar Wochen versuchte ich mit jedem Lauf meine Bestmarke von gestern zu überbieten. Klar – die Werbung macht das schließlich mit schwachsinnigen Slogans wie #beatyesterday vor. Das Ergebnis: Frust! Denn natürlich wurde ich nicht jeden Tag besser und schneller. Wie auch, wenn man immer so schnell und weit rennt, wie man kann.

Als ich endlich einen gescheiten Einsteigerplan gefunden hatte, tauchte schon das nächste Problem auf. Plötzlich rannten alle anderen im Park an mir vorbei. Mag das bei den sportlichen Typen noch okay sein, so waren es selbst die zwei wenig sportlich aussehenden Mittvierzigerinnen, die locker plaudernd an mir vorbeizogen. Mein Ego war angekratzt – mächtig angekratzt.

Das ständige Vergleichen macht unglücklich

Aber warum war mein Ego eigentlich angekratzt? Woher weiß ich denn, welche sportliche Vergangenheit die beiden Frauen hatten? Woher weiß ich, wie lange sie schon laufen und woher wie oft? Ich weiß es nicht, also macht es auch absolut keinen Sinn, sich mit ihnen zu vergleichen.

Und wenn ich mal ganz ehrlich zu mir selbst bin, war es nichts anderes als Neid, der da aus meinen Gedanken sprach. Ekliger kleinkarierter Neid – pures Gift in meinem Gehirn.

„Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung.“ (Wilhelm Busch)

Wie recht der berühmte Humorist mit dieser Aussage doch hatte. Die beiden Läuferinnen waren da, wo ich hin wollte. Sie liefen plaudernd durch den Park und hatten sichtlich Spaß dabei. Das wollte ich auch – also begann ich daran zu arbeiten. Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat.

Und genau so sind übrigens auch Slogans wie #beatyesterday auch zu verstehen. Du bist nicht im täglichen Kampf mit dir selbst und erst recht nicht mit anderen. Sondern du vergleichst dich mit deinem Ich aus der Vergangenheit. Zum Beispiel dem, als du nach einigen Treppenstufen schon ins Schnaufen gekommen bist.

Übrigens – es kann dir tatsächlich einmal passieren, dass alle andere schneller sind als du. Na und? Dann mach es wie Mandy von GoGirl!Run! und genieße es, einmal Letzte zu sein.

Und die Moral von der Geschicht’? Jeder strengt sich gleich an, egal in welchem Tempo du unterwegs bist.

Glaubenssatz 2 – „Ich werde mich blamieren.“

Beim zweiten Glaubenssatz spricht die Angst aus dir. Die Angst vor dem eigenen Versagen.

Denn wenn du mal ehrlich bist, sind es gar nicht die Nachbarn, die dich da eventuell beim Sport beobachten könnten. Viel eher bist es du selbst und dein Glauben, dass du nicht gut genug zum Sport bist und vor allem, dass du auch diesmal nicht durchhalten wirst. Selbst wenn deine Nachbarn hinter dem Vorhang heimlich schauen – sie spotten nicht über dich, sondern tief in ihnen regt sich eine Bewunderung. Du tust etwas, was sie nicht tun. Das Gleiche passiert mit dem Spaziergänger, der kaum langsamer unterwegs ist, als du bei deinen ersten mühsamen Joggingrunden.

Sport genießt bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Leute, die die Disziplin aufbringen, regelmäßig zu trainieren, werden in der Regel bewundert. Und warum ist das so? Ganz einfach – Fitness ist eines der wenigen Dinge, die man auch in unserer hoch entwickelten Gesellschaft nicht für Geld kaufen kann. Vor der Fitness steht der Fleiß und damit muss der Schweiß fließen. Da gehört nun einmal ein hochroter Kopf dazu.

Kleine Tricks, wenn die Wahrnehmung verzerrt ist

Um die Angst vor der Blamage zu überwinden, hilft es dir ein paar einfache mentale Tricks anzuwenden. Als erstes – und das ist mein liebster „Trick“ – solltest du für dich klar haben, warum du Sport machen möchtest. Was treibt dich an? Was willst du realistisch erreichen? Schreib das am besten auf und leg dir den Zettel zurecht, wenn mal wieder die Zweifel in dir aufsteigen.

Die zweite Sache ist schon etwas schwieriger. Die meisten Menschen nehmen sich zu ernst. Und halt – ich meine nicht, dass du dich nicht wichtig nehmen sollst. Das solltest du in jedem Fall und es ist furchtbar destruktiv, wenn du dich auf irgendeine Art und Weise abwertest. Was ich meine ist Humor – wenn du über dich selbst lachen kannst, dann wird es dir auch nicht viel ausmachen, wenn die anderen dich beim Sport beobachten. Na und – watschelst du eben wie eine Ente durch den Park. Heeee – aber immerhin watschelst du und das regelmäßig!

Um was es also in diesem Glaubenssatz geht, ist Selbstvertrauen. Hast du genügend Selbstbewusstsein, ist es dir egal, was die anderen denken oder reden. Du weißt, dass es für dich gut tut und das ist völlig ausreichend. Eine der ganz großen Vorteile von Sport ist, dass er dein Selbstbewusstsein steigert. Du erreichst etwas für dich und davon profitierst du im Alltag. Es gilt also ein paar mal die – ohnehin unbegründete – Angst vor der Blamage zu überwinden.

Wenn du das fünfte oder zehnte Mal in deinen Joggingklamotten vor die Haustür getreten bist, ist es dir ohnehin völlig egal geworden, was die Nachbarn denken. Und wer weiß, es wäre nicht das erste Mal, dass nach einigen Monaten des regelmäßigen Trainings die ersten bewundernden Kommentare kommen. Oder sogar die schüchterne Frage, ob du den Nachbarn auch das Laufen beibringen könntest…

Warum Menschen sich ständig vergleichen

In der Welt des Laufens finden wir ein perfektes Beispiel für unser tief verwurzeltes Bedürfnis, uns mit anderen zu vergleichen. Diese Vergleiche sind mehr als nur oberflächliche Beobachtungen; sie sind Teil unserer menschlichen Natur. Aber hast du dich je gefragt, warum wir diese Vergleiche so automatisch ziehen, nicht nur beim Laufen, sondern in so vielen Aspekten unseres Lebens?

Das Vergleichen mit anderen ist tief in uns verankert. Es ist mehr als nur ein Nebenprodukt unserer sozialen Natur; es ist ein entscheidender Mechanismus, durch den wir uns selbst verstehen und definieren. Indem wir uns mit anderen messen, erkennen wir, wo wir stehen – in unserer körperlichen Fitness, in unserem Beruf, in unserem sozialen Umfeld.

Diese Vergleiche sind wichtig für unser Zusammenleben. Sie zeigen uns, welche Fähigkeiten wir einbringen können und wie wir im Vergleich zu anderen wahrgenommen werden. Aber es geht noch weiter: Sie helfen uns, realistische Ziele zu setzen und unsere Fähigkeiten angemessen einzuschätzen. Wenn wir beispielsweise sehen, dass jemand Ähnliches erreicht hat, wird unser eigenes Ziel greifbarer.

Interessanterweise neigen wir dazu, uns mit Personen zu vergleichen, die ein wenig besser sind als wir. Dieser Aufwärtsvergleich ist ein mächtiges Instrument des Lernens und der Selbstverbesserung. Er motiviert uns, unsere eigenen Grenzen zu erweitern und unsere Leistungen zu steigern. Das Geheimnis liegt darin, diese Vergleiche positiv zu nutzen. Sie sollten uns inspirieren, nicht entmutigen. Indem wir lernen, sie als Quelle der Motivation und nicht als Maßstab des Versagens zu sehen, können wir sie zu unserem Vorteil nutzen und uns auf unserem persönlichen Weg weiterentwickeln.

Der erste Schritt zählt – Überwinde deinen inneren Schweinehund mit Selbstakzeptanz

Einer der wichtigsten Schritte im Sport – und vielleicht der entscheidende – ist der Anfang. Der Moment, in dem du beschließt, deine Laufschuhe anzuziehen und loszulegen. Wenn du dich in den beschriebenen Glaubenssätzen wiederfindest, sei versichert: Du bist nicht allein. Solche Gedanken sind ganz normal, besonders am Anfang, wenn du dich auf Neuland begibst oder nach langer Pause wieder startest. Diese Unsicherheit gehört zum Prozess der Veränderung dazu.

Indem du dich diesen Herausforderungen stellst und bei jedem Training dein Bestes gibst, wirst du merken, wie der innere Schweinehund immer kleiner wird. Bald schon wird er nur noch eine leise Erinnerung sein. Der Schlüssel liegt darin, einfach zu beginnen. Mit jedem Schritt, den du tust, baust du mehr Vertrauen in deine Fähigkeiten auf und erkennst, dass Fortschritt möglich ist.

Denk daran: Dein Wert als Sportler misst sich nicht an deiner Schnelligkeit oder deiner Ausdauer im Vergleich zu anderen. Du bist einzigartig – geprägt durch deine persönlichen Voraussetzungen, Lebensumstände und deinen Fleiß. Dein wahrer Erfolg liegt im Vergleich mit deinem früheren Ich. Es geht darum, deine eigenen Ziele zu erreichen und stolz auf deinen individuellen Fortschritt zu sein. Der allerwichtigste Schritt dabei ist, überhaupt zu beginnen. So besiegst du nicht nur deinen inneren Schweinehund, sondern feierst auch jeden Schritt deiner Reise zu einem gesünderen, glücklicheren Selbst.


Über den Autor: Torsten Pretzsch

Torsten Pretzsch vom ausdauerclub

Torsten hat eine Reise vom Couchpotato zu einem engagiertem Lauftrainer hinter sich. Er kennt den Kampf mit dem inneren Schweinehund und nutzt diese Einblicke, um unsere Mitglieder dabei zu unterstützen, ihre eigenen Herausforderungen zu meistern.

Seine Leidenschaft, anderen ein fitteres Leben zu ermöglichen, führte zur Gründung des ausdauerblog im Jahr 2015, aus dem später der ausdauerclub hervorging.

Mit dem ausdauerclub möchte Torsten seine Vision verwirklichen, über 50.000 Menschen dauerhaft zum Laufen zu bringen.

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